Samstag, 23. Juli 2011

Schützenpredigt 2011 – Thema: Prinzipien der Bruderschaft Glaube –Sitte – Heimat

Schwestern und Brüder im Glauben, Liebe Schützenbrüder!
Wir haben es wieder geschafft! Ein Jahr haben wir auf dieses Wochenende gewartet, hingearbeitet und unseren Urlaub so geplant, dass wir auf Schützenfest frei haben, und vor Ort sind. In einer großen Gemeinschaft dürfen wir in diesen Tagen erleben, was es bedeutet Schützenbruder zu sein. In den äußerlichen Feiern drückt sich aus, was uns als Schützen mit tiefster Überzeugung im Herzen im alltäglichen Leben verbindet.
Seit Jahrhunderten – immerhin endstanden die ersten Bruderschaften schon um 1300 in Flandern – gibt es Männer die sich nicht nur für ihr Haus einsetzten, sondern auch für ihren Ort und für die Gesellschaft. Gleichzeitig versuchen sie nach christlich- ethischen Werten zu leben, was eine enge Verbundenheit mit der Kirche zur Konsequenz hat.
So ist es nicht verwunderlich, dass sich im Laufe der Zeit drei Prinzipien der katholischen Bruderschaften herausgebildet haben, die jeder Schützenbruder bei Eintritt unterschreibt und sich so verpflichtet sein Leben danach auszurichten.

Glaube – Sitte – Heimat so steht es auf vielen Fahnen, das ist das Grundsatzprogramm in drei Worten zusammengefasst.

Glaube – Sitte – Heimat, drei starke Prinzipien, die in jeder Generation wieder neu definiert und gestärkt werden müssen, damit sie nicht einfach auf dem Papier oder der Fahne stehen, sondern aktiv gelebt werden.

Liebe Schützenbrüder!
Weihbischof Dr. Heiner Koch definiert in seiner Einführung in dem kürzlich erschienen „Schützen-Betbuch“ die Leitworte der kirchlichen Bruderschaften wie folgt:

Heimat: „Die Schützenbruderschaften stehen im Dienst der Gesellschaft, für die sie Verantwortung übernehmen, und helfen so, dass für immer mehr Menschen eine Heimat wächst, in der sie Sicherheit, Solidarität und Verlässlichkeit erfahren können.“
Gerade in der immer schnelllebiger werdenden Zeit bekommt der Begriff Heimat eine wichtigere Bedeutung. Bedingt durch unsere geographische dezentrale Lage und ländlichen Strukturen sind wir oft außerhalb unseres Wohnumfeldes unterwegs und müssen regional flexibel arbeiten. Die Zeiten, dass sich das gesamte Leben in einem Ort abspielt sind definitiv vorbei.
Da kann sich durchaus die Frage stellen, wo ist meine Heimat, wo habe ich meine sozialen Kontakte und wie kann ich mein Leben so gestalten, dass ich mich „zuhause“ fühle, an dem Ort wo ich mit meiner Familie lebe.
Innerhalb dieser gesamten Problematik der „Heimat-Suche“ können unsere Bruderschaften ihre über teils Jahrhunderte gesammelten Erfahrungen einbringen und dem Suchenden, Perspektiven schenken.
Wie oft durfte ich in den vergangen Jahren erfahren, dass es im Kreise der Schützen wie in einer Familie zugeht.
Für mich z.B. waren meine ersten Schützenfeste 2008 der beste Einstieg in die Gemeindearbeit. – Mit offenen Herzen für „den Neuen“ wurde ich in die Gemeinschaft mit hineingenommen und in die örtlichen Traditionen und Strukturen eingeführt. Diese gute Umgangsform miteinander – die ihre Wurzeln in dem Prinzip der „Sitte“ hat – hat es mir leichter gemacht hier heimisch zu werden.

Damit sind wir beim nächsten Prinzip.

Sitte: „Die Schützenbruderschaften leben wertebewusst und engagieren sich in ihrer Werteorientierung gerade für die Menschen, die besonderen Schutz und Unterstützung brauchen.“ – so der Bundespräses.

Das Wort „Sitte“ klingt für unsere jüngeren Ohren vielleicht etwas altmodisch. Aber dieses Prinzip scheint doch teilweise bei der Jugend etwas in Vergessenheit zu geraten.
Früher tauchte der Begriff Sitte mit einem zweiten Wort auf: Anstand. –
Anstand und Sitte waren in der Gesellschaft fest verankert und führten dazu, dass man sich mit gesundem Respekt und gegenseitiger Rücksichtnahme begegnete.

Liebe Schützenbrüder!
Wer braucht denn unseren Schutz und unsere Unterstützung? – Sind es nicht gerade auch unsere Jugendlichen, die in der immer stärker auf Egoismus und wirtschaftsdenkenden Schulausbildung unseren Beistand und unser Vorbild brauchen?
Im Schutz der Bruderschaft, im gegenseitigen Achtgeben aufeinander – über die Generationen hinweg – können sie lernen, wie man sich in der Gesellschaft selbstbewusst verhält. Wie man öffentlich auftritt und sich eben nicht so stark die Kante gibt, dass eine Alkoholvergiftung die Folge ist. –
Keine Sorge, ich will das Feiern an sich nicht verurteilen – sonst wären wir ja nicht mehr katholisch – aber / mir kommt es auf die Art der Feier an,
auf das verantwortungsvolle Feiern, damit es ein Fest bleibt für die ganze Familie, so wie ich es hier immer auch erlebt habe und erlebe.

Liebe Schützenbrüder!
So bleibt mir noch ein Letztes Prinzip, das / welches uns meist durch unsere Eltern in der Taufe geschenkt und vorgelebt wurde: Der Glaube!

So formuliert der Bischof:
Glaube: „Die Schützenbruderschaften setzen sich ein für den christlichen Glauben, was besonders in ihrer kirchlichen Bindung zum Ausdruck kommt.“

Diese Ausführung kann ich von meiner Seite als Kirchenmann voll unterschreiben!
In den vergangen Jahren konnte ich immer wieder erleben, wie eng und gut die Zusammenarbeit in der Glaubensweitergabe funktioniert, und wie der Glauben an Gott in den Bruderschaften aktiv gelebt wird. –
Nicht nur die äußere Begleitung bei Prozessionen und die Mitgestaltung von kirchlichen Festen sind da zu erwähnen. Besonders deutlich wird doch der gelebte Glaube, wenn es im Leben für eine Familie schwierig wird, wenn z.B. ein geliebter Mensch stirbt und selbstverständlich füreinander gebetet wird. –
In der Stunde der Not ist man da und hält zusammen. Man steht zueinander, erträgt den Schmerz und man tröstet sich gegenseitig.

Liebe Schützenbrüder!
Schmerzen und Freude liegen oft ganz eng beieinander und manchmal fragt man sich vielleicht, wie kann das gehen?
Ein Weg, den wir in der Gemeinschaft der Schützen gehen wollen, ist die Beziehung zu Gott zu pflegen. Jeder von uns ist als Schützenbruder in der persönlichen Verantwortung sich seiner Gottesbeziehung immer wieder zu stellen und anfragen zu lassen. Jesus Christus ist damals für uns am Kreuz gestorben und auferstanden, damit wir heute wissen, dass Gott uns immer in unserem Leben begleitet.
Und so ist es auch die Aufgabe eines jeden Schützenbruders den Glauben in seinen Alltag nach seinen Fähigkeiten zu integrieren, sei es bei der Arbeit, beim Sport oder gerne auch in unseren Gemeinden.
Schütze sein ist mehr als feiern, Vogel schießen und marschieren. Es ist eine Lebenseinstellung, die man in die Gesellschaft hinein spüren muss, wie das Salz in der Suppe.

Liebe Schützenbrüder!
Glaube – Sitte – Heimat sind drei Prinzipien, die sich nicht trennen lassen, die sich miteinander bedingen und die uns hier an unserem Ort ein wertvolles – von Gott begleitetes –Leben ermöglichen.
Bekennt also offen und mutig Euren Glauben, verschweigt niemals, dass ihr christliche Werte lebt, denn nur so können wir auf Dauer in unserem Land, in unserer Heimat positiv in die Gesellschaft hineinwirken und das Reich Gottes auf der Erde sichtbar werden lassen.